Booken erneuerung in Planung

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Beitrag vom Dienstag, 07. Mai 2024

Booken erneut in den Planungen

„Wir mussten feststellen, als wir das endgültige Konzept mit 56 Wohneinheiten zwischen 39 und 130 Quadratmetern fertig hatten, dass uns die Kosten komplett aus dem Ruder laufen“, so erklärte Bürgermeister Frank Ulrichs den Rückzug von der geplanten Bebauung des Grundstücks des ehemaligen Campingplatzes Booken. Das liegt nicht nur an den speziellen Anforderungen, Auflagen und Bedingungen bei einer vollständigen Erschließung des Grundstücks, sondern vor allem an einem toxischen Wohnungsbaumarkt, in dem Preissteigerungen von 40 Prozent im Vergleich zu 2020/2021 üblich sind, waren sich Ulrichs, Holger Schönemann als Geschäftsführer der Stadtwerke und Roland Peters als Leiter der Wohnungsgesellschaft Norderney (WGN) im Gespräch mit dem Norderneyer Morgen sicher. „Das macht jegliches Wohnungsbauprojekt schwierig bis zunichte. Uns fehlten nachher unter dem Strich zehn Millionen Euro und hätten immer bei Mietkosten von 15 Euro (pro Quadratmeter) gelegen“, so das Urteil von Ulrichs. Der Punkt, das Projekt, so wie es geplant war, aufzugeben war im vergangenen Herbst erreicht, als die Bauzinsen auf vier Prozent und die Baukosten um 40 Prozent gestiegen waren sowie Auflagen durch den Gesetzgeber erhöht wurden. So hätte der Bau beispielsweise nicht mit benzin- oder dieselbetriebenen Baufahrzeugen durchgeführt werden dürfen. 
Auch Gespräche mit dem Land Niedersachsen brachten keine Lösung. Da war auch seitens der Inselpolitik die Einsicht da, berichtete der Bürgermeister. 

Gut 60.000 Euro haben die Stadtwerke bereits für Planungen und erforderliche Gutachten investiert. Die Ausgaben sind jedoch nicht vergeblich gewesen, sind sich Schönemann und Peters einig. Denn die Gutachten würden noch benötigt. Das Wohnungsbauprojekt Booken werde nicht zu den Akten gelegt. Die Stadtwerke und die Wohnungsgesellschaft gehen in eine neue Runde und prüfen weitere Möglichkeiten für eine Bebauung, zum Beispiel mit kleinen Fertighäusern. „Wir beobachten auch weiterhin die Preise von Modulhäusern“, erläuterte Schönemann. Dieser Prozess befinde sich jedoch erst am Anfang. 

Die Stadtwerke Norderney haben das Grundstück Booken „kurz-vor-knapp“ vor dem freien Markt und damit auch vor der Spekulation gerettet, betonte Ulrichs hinsichtlich der künftigen Nutzung der Fläche. Schon mit dem Kauf habe man im Hinterkopf dort über Wohnraum nachgedacht, denn die Fortführung als Campingplatz war finanziell nicht darstellbar, so Ulrichs.

Trotz des Wissens darum, dass es sich bei der Fläche um ein Wassereinzugs- und Trinkwasserschutzgebiet handelt und damit die Handlungsoptionen stark eingeschränkt sind, haben Stadtwerke und Stadt nach Optionen für eine Wohnbebauung gesucht. Die Reaktionen der Bauaufsichts- und der Wasserschutzbehörde, das Wasserschutzgebiet künftig als Wohngebiet zu nutzen, machten Mut, erinnerte sich der Bürgermeister. „Die Planungen waren aber ein langer und schwieriger Prozess“, so Ulrichs. Während die Stadtwerke und die Stadt sich zunächst mit der Option befasst hatten, dort Tinyhäuser als kurzfristige Bebauung zu errichten, ging man mehr und mehr dazu über, nach einer langfristigen Lösung zu suchen. „Wir reden hier im weitesten Sinne über Wohnungsbau (Sozialen Wohnungsbau) und das muss auch für eine Kommune irgendwann rentierlich sein“, um die Wohnungen und Häuser instand halten zu können, gibt Ulrichs zu bedenken.